Wirkungsstätten

- London

Instrumente

W. E. Hill & Sons

Die Anfänge von W.E. Hill & Sons: Eine Familiengeschichte über Handwerkliche Perfektion, Bogenbau und Instrumentenpflege
Die Londoner Firma W.E. Hill & Sons, gegründet 1880 von William Ebsworth Hill, dominierte den Markt für Streichinstrumente und Bögen während des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Doch die Geschichte der Familie Hill reicht viel weiter zurück. Die Familie kann ihre Wurzeln bis zu Joseph Hill (1715–1784) zurückverfolgen, einem Geigenbauer, der sich in London als Geschäftsmann und Handwerker etablierte. Diese enge Verbindung von Unternehmertum und handwerklicher Kunst, die Joseph Hill verkörperte, prägte die Philosophie des Unternehmens über Generationen hinweg. William Ebsworth Hill, der Gründer der modernen Firma, stammte aus einer Linie von Geigenbauern. Geboren 1817, war er die vierte Generation in der Hill-Dynastie und machte sich einen Namen durch die Restaurierung und den Handel mit hochwertigen Streichinstrumenten. Seine vier Söhne, William Henry, Arthur Frederick, Alfred Ebsworth und Walter Edgar, übernahmen das Unternehmen nach seinem Tod 1895 und führten es in die erfolgreichste Zeit seiner Geschichte. Besonders Alfred Hill prägte das Unternehmen durch seine publizistischen Werke und seine Expertise, die in internationalen Kreisen Anerkennung fanden.W.E. Hill & Sons ist nicht nur für ihre Restaurierungsarbeiten an alten italienischen Meisterinstrumenten bekannt, sondern vor allem für ihre herausragenden Bögen. Die Firma beschäftigte einige der besten Bogenbauer Englands, darunter James Tubbs, Samuel Allen und William Retford. Unter der Leitung von Alfred Hill wurde der Bogenbau zu einem zentralen Geschäftszweig des Unternehmens, wobei sich die Bögen von W.E. Hill & Sons durch ihre aussergewöhnliche Qualität und Konsistenz auszeichneten. Die Bögen wurden oft auf dem Modell des berühmten Bogenbauers François Tourte basierend gefertigt, was den Bögen eine unverwechselbare britische Ästhetik verlieh. Der Herstellungsprozess war geprägt von äusserster Sorgfalt. Das für die Bögen verwendete Pernambuco-Holz wurde jahrelang in den Hill-Werkstätten getrocknet, um optimale Ergebnisse zu gewährleisten. Der Einsatz von Walknochen als Wickelmaterial war eine Innovation, die von Hill eingeführt wurde und sich durch ihre Leichtigkeit und Haltbarkeit auszeichnete. Diese handwerklichen Standards, gepaart mit der tiefen historischen und musiktheoretischen Expertise der Hill-Familie, machten die Firma zu einem weltweit anerkannten Namen.
Erbe und Expansion: Internationale Reichweite
Unter der Führung von Alfred und Arthur Hill erlebte das Unternehmen eine beispiellose Expansion. Ab 1890 produzierte die Werkstatt in Hanwell nicht nur Bögen, sondern auch Geigen und Celli von höchster Qualität. Die international ausgerichtete Geschäftstätigkeit führte dazu, dass W.E. Hill & Sons Instrumente und Bögen an Kunden in ganz Europa und den USA lieferte. Die Firma arbeitete mit führenden Musikgeschäften wie J & A Beare und Hart & Son zusammen, wobei viele ihrer Bögen ungestempelt an den Handel geliefert wurden. Zu den bekanntesten Projekten der Firma gehört der Kauf und die Restaurierung des berühmten „Messie“-Stradivarius von 1716, der 1890 aus der Sammlung von J.B. Vuillaume erworben wurde. Diese symbolträchtige Transaktion verdeutlichte den Aufstieg der Hills zu den führenden Experten der Geigenwelt. Die „Messie“-Stradivari ist heute im Ashmolean Museum in Oxford ausgestellt, ein weiteres Vermächtnis der Hill-Familie.
Das Ende einer Ära und ein bleibendes Vermächtnis
Trotz ihrer Erfolge konnte die Firma den Herausforderungen des 20. Jahrhunderts nicht ewig standhalten. Nach dem Zweiten Weltkrieg führte Desmond D’Artrey Hill das Unternehmen, das schliesslich 1992 seine Tore schloss. Dies markierte das Ende von über 250 Jahren kontinuierlicher handwerklicher Tradition in der Familie Hill. Doch das Erbe lebt weiter: Viele der ehemaligen Mitarbeiter gründeten eigene Werkstätten, und die Hill-Bögen und -Instrumente sind weiterhin weltweit begehrt. Die Firma W.E. Hill & Sons hat die Welt des Geigen- und Bogenbaus nachhaltig geprägt. Ihre unermüdliche Forschung, die Veröffentlichung wegweisender Bücher über Stradivari und Guarneri, und die Perfektion in der Herstellung von Bögen setzen Massstäbe, die bis heute Gültigkeit haben. Im Jahr 2017 wurde der Name W.E. Hill & Sons von J. & A. Beare wiederbelebt, wodurch das Vermächtnis dieses aussergewöhnlichen Unternehmens erneut im Herzen der Londoner Geigenwelt fortlebt.

W. E. Hill & Sons