Ein 5-saitiges Cello mit Geschichte ( Violoncello Piccolo)
Veröffentlicht: 23. September 2010
September 2010 – Fünfsaitiges Solocello oder Violoncello Piccolo mit Geschichte
Ein 5-saitiges Cello mit Geschichte ( Violoncello Piccolo)
(aus „Was Sie schon immer über die Barockgeige die Barockbratsche und das Barockcello wissen wollten“(ganzer Vortrag) von R. Isler, 2008)
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurden Solostücke für ein etwas verkleinertes Cello komponiert, das oben mit einer 5. Saite, gestimmt auf d oder e ausgerüstet war. J.S. Bach schrieb seine 6. Cellosuite für dieses Instrument. Da aber schon bald der Daumenaufsatz erfunden wurde, welcher es erlaubte, auf der A – Saite bisher unbekannte hohe Lagen zu erreichen, hatte dieses Instrument eine kurze Blütezeit. Erst in den letzten Jahrzehnten erlebt dieses klanglich äusserst reizvolle Instrument eine Renaissance. Sie können es gerne in unserer Werkstatt probieren. (Insider-Tipp: die Arpeggione–Sonate von Schubert lässt sich darauf wunderbar spielen!)
Als Highlight dieses Newsletters stellen wir Ihnen ein 5-Saitiges Cello mit einer kleinen Geschichte vor.
Es handelt sich um ein Cello mit Zettel Andreas Hoyer Violinmacher in Klingenthal. 1744 (weiteres zu Andreas Hoyer hier). Dieses klanglich hervorragende Instrument haben wir vor einigen Jahren restauriert. Ein interessantes Detail ist der von Hand mit Tusche geschriebene Zettel, auf dem die folgende „Geschichte“ steht:
„Dieses Violoncell, in gänzlich unbrauchbarem Zustand 1867 in der obern Kapelle des ehemals landenbergischen Schlosses Hegi (samt einer Geige mit dem Namen des Nicolaus Amatus) von mir aufgefunden, durch meinen Bruder Heinrich dort für mich erworben und abgeholt und bisher im Kloster zu Stein aufbewahrt, wird hiemit vererbt auf meinen lieben Schwiegersohn Erwin Heman, dem es nach sachkundiger Herstellung noch viel Vergnügen und Genuss bereiten möge. Ferdinand Vetter, Vater und Grossvater, Bern und Stein a/Rh., Neujahr 1916/17.“